Frage: Hi! Danke, dass ihr uns noch mehr Einblicke in das Projekt Skateistan gebt. Erzählt uns doch mal: Wie hat alles angefangen? 

Florian: Es war nicht weniger als ein glücklicher Zufall, dass wir Oliver Percovich, den Gründer und Geschäftsführer von Skateistan, beim House of Beautiful Business 2020 getroffen haben. Gleich nach seinem Vortrag hat Nisarg sich seinen Ted Talk angesehen und ihm eine Mail geschickt. Ollie antwortete direkt am nächsten Tag, ein erstes Treffen wurde ausgemacht und Ideen und Erwartungen für ein gemeinsames Projekt festgelegt.  

Nisarg: Uns war schnell klar, dass Skateistan das Projekt ist, nach dem wir gesucht haben. Ein Projekt für einen guten Zweck, bei dem wir nicht nur Geld, sondern auch unsere Fähigkeiten und Zeit spenden können. Also haben wir die Idee zunächst einigen Kollegen und schließlich Karel vorgestellt. Der stimmte uns, dass dies ein Projekt ist, an dem das ganze Team beteiligt ist und für das es sich begeistern wird. Es wurde ein Kernteam von fünf Personen gebildet. Die Aufgaben wurden so aufgeteilt, dass das gesamte INDEED-Team problemlos seinen Beitrag leisten und seine Zeit spenden konnte. Nur so konnten wir unser Ziel eines multifunktionalen, modularen, nachhaltigen und langlebigen Skateistan in a Box erreichen. 

Zufälle & der gute Zweck

Frage: Könnt ihr hier noch einmal mehr ins Detail gehen? Warum Skateistan? 

Nisarg: Skateistan ist eine preisgekrönte, internationale, gemeinnützige Organisation, die Kinder in Jordanien, Kambodscha und Südafrika durch Skateboarding und Bildung fördert und in den nächsten Jahren an über 20 Standorten expandieren will. Ihre Zielgruppe sind Menschen, die oft von Sport- und Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind, insbesondere Mädchen, Kinder mit Behinderungen und Kinder aus einkommensschwachen Verhältnissen.  

Am meisten beeindruckt hat uns, wie Skateistan eine Community stärkt. Anstatt “Hilfe” zu leisten, werden die Communities befähigt, sich selbst zu helfen, was ein weitaus nachhaltigerer Ansatz ist.  

Florian: Und wir teilen ein ähnliches Mindset: Auch mit einem schwierigen Problem vor sich, ist man ziemlich zuversichtlich, dass man es lösen wird. Diese praktische Mentalität hat uns sehr beeindruckt. 

Frage: Und viele solcher schwierigen Probleme können mit unserem Projekt Skateistan in a Box gelöst werden. Was macht sie so besonders? 

Nisarg: Skateistan in a Box ermöglicht eine bessere Skalierbarkeit, um so mehr Wirkung zu erzielen und mehr Kinder zu unterstützen. Das Konzept befasst sich mit Skateistans Hauptproblem: Jedes Mal, wenn sie expandieren wollen, muss eine neue Schule gebaut werden, was viel Zeit, Geld und Ressourcen in Anspruch nimmt. Skateistan in a Box nimmt alle wichtigen Elemente einer echten Schule und bringt sie in eine flexible, schnell zu errichtende und Standort unabhängige Lösung, die ohne große Investitionen realisierbar ist. Dies erleichtert den Zugang zu dem Programm für alle Communities, was besonders für Regionen mit gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Ungewissheiten wichtig ist.   

Ein Ort für Communities und nicht nur für Schüler 

Nisarg: Sie ist auf die Bedürfnisse der Kinder, der Lehrkräfte und der Community zugeschnitten. Sie ist etwas Besonderes, weil sie nicht nur eine Schule ist – sie ist ein Zentrum für eine Community. Als Begegnungsstätte ist sie ein zentraler Anlaufpunkt für alle Altersgruppen, um sich zu treffen und sich zu engagieren, und sie bietet Möglichkeiten für Abend- und Berufsausbildungen sowie für kulturelle Veranstaltungen und jeden anderen erdenklichen Grund, sich zu treffen. 

Florian: Das gesamte Design ist modular, erweiterbar und für jede Umgebung geeignet, von der Wüste bis zur Stadt. Auf diese Weise erhöhen wir die Skalierbarkeit, damit das Programm von Skateistan mehr Wirkung entfalten und mehr Kinder erreichen kann. Das Hauptziel war, ein nachhaltiges und zirkuläres System zu schaffen. Deshalb haben wir nachhaltige Elemente verwendet, wie z. B. einen Upcycling-Container, erneuerbare Lieferanten, netzunabhängigen Strom und Wasser, wiederverwendbare und leicht zu wartende Strukturen sowie Nachrüstbarkeit und Skalierbarkeit.  

Nisarg: Und Skateistan in a Box ist auch etwas ganz Besonderes für uns und die Kollegen von INDEED! Denn es ist die Möglichkeit, unser Know-how in Sachen Nachhaltigkeit, Design und Technik zu nutzen und unsere Expertise mit einem internationalen und brillanten Team von Skateistan zu kombinieren, um gemeinsam eine kreative Lösung zu finden. 

Frage: Und das ist auch die Quelle, aus der ihr die Motivation geschöpft habt, an diesem Pro-Bono-Projekt zu arbeiten (und für eine Menge zusätzlicher Stunden und freier Zeit?)  

Nisarg: Ja, es ist immer gut, wenn wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um zu helfen und zu unterstützen, vor allem für so eine gute Sache mit einer dauerhaften Wirkung. Teil von etwas so Bedeutendem zu sein, gibt viel Motivation. 

Über 300 Stunden gespendet von motivierten Kollegen und Indeed 

Frage: Zurück zur Projektarbeit. Wie war die Teamarbeit? 

Nisarg: Die Teamarbeit war wirklich gut. Es war toll zu sehen, wie leidenschaftlich alle Beteiligten für das Projekt und die Sache gearbeitet haben. 20 Kolleg:innen haben ihre Freizeit geopfert, um bei der Entwicklung und Gestaltung von Skateistan in a Box zu helfen. Sie waren eine großartige Unterstützung für den gesamten Designprozess und die Erstellung des Pitch Decks, und wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei all unseren helfenden Händen bedanken. 

Florian: Zusammen mit dem internationalen Skateistan-Team hatten wir einige Workshops, an denen Menschen aus mehreren Ländern wie Südafrika, Deutschland, Kambodscha und Portugal teilnahmen. Sicherlich gab es hier und da Probleme mit der Internetverbindung, aber das Team war sehr engagiert und die entstandenen wertvolle Ideen und Erkenntnisse flossen in das visionäre Konzept ein, das in einem illustrierten Storyboard anschaulich wird.

Frage: Was sind Eure persönlichen Highlights? 

Nisarg: Da gibt es eine Menge. Alles in allem ist das Beeindruckendste für mich wahrscheinlich die Leidenschaft der Menschen. Wenn Leidenschaft vorhanden ist, laufen die Dinge meist viel reibungsloser, und das macht den ganzen Prozess viel angenehmer.  

Florian: Einer meiner Höhepunkte war natürlich die Erstellung einiger detailreicher Illustrationen, die verschiedene Anwendungsfälle und Szenarien darstellen, vom Skateboardtraining über Aktivitäten im Klassenzimmer bis hin zu einem gemeinsamen Kochevent.  

Frage: Gab es neben den Highlights auch Herausforderungen?  

Florian: Die größte Herausforderung bestand darin, die Zeit zwischen diesem Projekt und unserer täglichen Arbeit einzuteilen.  

Nisarg: Da stimme ich Flo zu. Wir wollten alles geben, um sicherzustellen, dass unsere Lösung den Menschen hilft, die sie brauchen – aber wir mussten ein Gleichgewicht finden, um auch bei unseren Kunden unsere bestmögliche Arbeit abzuliefern. 

Soziale Auswirkung als Booster 

Letzte Frage: Was habt ihr gelernt? Gibt es Learnings, die ihr auf andere Projekte übertragen könnt? 

Florian: Es ist verrückt, wie viel soziale Wirkung man erzielen kann, wenn man über das übliche Briefing hinausgeht und einen ganzheitlicheren Ansatz für das Raum- und Erlebnisdesign wählt. Wir haben auch gelernt, dass man, wenn man möchte, dass die Schule eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und Kultur spielt, sie nicht nur als Schule gestalten sollte, sondern auch als einen Raum, in dem sich die Gemeinschaft entfalten kann. Auf diese Weise entsteht schließlich eine Gesamtlösung, die den Wert der Schule für die Gemeinschaft stärkt. 

Nisarg: Außerdem lernt man, wie man größere Teams für ein Projekt organisiert, indem man die Anforderungen in kleine, konkrete Aufgaben aufteilt, die leicht weitergegeben werden können, ohne dass ein umfangreiches Onboarding erforderlich ist. Und last but not least, wie schon mehrfach erwähnt: Schwierige Herausforderungen werden überschaubar, wenn sich alle engagieren und vom Ziel begeistert sind. 

Dankeschön! 


Über unsere Interviewpartner

Nisarg ist Projektleiter und Ingenieur, der auf die Produktentwicklung vom Konzept bis zur Produktion spezialisiert ist. Dank seines technischen Fachwissens und seiner Managementerfahrung ist er in der Lage, mit allen Beteiligten an Ihrem Projekt zu kommunizieren, vom C-Level bis zur Werkstatt.

Nisarg Acharya profile image

Florian ist Industriedesigner und Storyteller bei INDEED. Zusammen mit unseren Kunden entwickelt und entwirft er Produkte, Erlebnisse und Geschichten, die eine nachhaltigere Zukunft ermöglichen.

 

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