Mit dem Projekt InnoReAct soll die Resilienz der Life-Science-Branche über die Stärkung ihrer Innovationkraft nachhaltig gefördert werden. Als Spin-off aus dem Life Science Nord Arbeitskreis Innovation entstanden, trägt das Projekt gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus Norddeutschland seinen Teil dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der Akteure und des Standorts zu steigern.

Hier geht es zum Abschlussbericht.

Was erfordert der Einstieg in Kreislauf-Innovationen von den Unternehmen?

ILKA Es sind vor allem neue Denkweisen nötig.
Unternehmen können mit dem Bestreben nach Quick Wins nicht viel erreichen. Es braucht einen Shift vom Linearen zur Zirkularität. Geschäftsmodelle, Materialversorgungs- und -verbrauchssysteme müssen durchbrochen werden, um das Potenzial der Circular Economy auszuschöpfen. Dieser Prozess muss von der Geschäftsführung getragen und gesteuert werden – auch damit er sich hinreichend schnell vollzieht.

MICHAEL Unternehmen brauchen ein tiefes Verständnis der Wertkette und der Möglichkeiten, Kreisläufe entlang der einzelnen Stufen zu schließen. Dafür wird interdisziplinäres Arbeiten noch wichtiger als bisher. Wir haben 13 grundlegende Prinzipien identifiziert, auf deren Basis wir Kreisläufe innerhalb einer Wertkette schließen können oder die Voraussetzungen dafür schaffen.
Dazu zählt zum Beispiel die Modularität von Produkten, damit diese einfach dekonstruiert oder repariert werden können, wie beim Fairphone, das Wiederaufarbeiten von Altgeräten, wie bei der Rücknahme von Gabelstaplern von Jungheinrich oder auch die Verlängerung des Gebrauch durch Upgrades mit neuen Funktionen oder mehr Leistung.

Wo liegen dabei die Herausforderungen?

MICHAEL Für die Unternehmen gibt es sehr viele Herausforderungen, angefangen beim Aufbrechen von Silos zwischen Geschäftsbereichen über das Entwickeln neuer Design-Standards bis zu konkreten Problemen, die internen Softwareprozesse so umzubauen, dass zum Beispiel eine sogenannte Reverse Supply Chain möglich wird. Das heißt, eine Lieferkette für die Rücknahme von Produkten, die Qualitätsbeurteilung der Teile und die Integration dieser Ressourcen in die eigene Produktion – oder in die von anderen Unternehmen.

ILKA Eine große Herausforderung bei nachhaltiger Circular Innovation ist auch der Faktor Zeit. Wir haben leider nicht den Luxus, das Umdenken und die nötigen grundlegenden Innovationen ohne Zeitdruck in den Unternehmen entwickeln zu können.

Sustainable Circular Innovation braucht neues unternehmerisches Denken und Handeln

Die Umsetzung der Circular Economy hat viele Wege. Womit kann oder sollte ein Unternehmen konkret beginnen?

ILKA Um notwendiges Umdenken unternehmensintern zu forcieren, bedarf es in erster Linie Wissen: An welchen Stellen unserer Wertschöpfungskette geht ökologischer, sozialer und damit verknüpfter finanzieller Wert unnötig verloren? Dies ist ein wichtiger erster Ansatzpunkt für das einzelne Unternehmen. Die Antworten sind natürlich unterschiedlich, liefern aber einen individuell sinnvollen Startpunkt für weitere Schritte.

MICHAEL Viel hängt von der individuellen Unternehmenssituation ab. Vor allem energieintensive Betriebe beginnen zunächst mit dem Ersetzen von fossilen durch erneuerbare Energien. Generell sollte man zwei Aspekte prüfen: Wo in der Wertkette für eine Produktgruppe gibt es besonders großes Potenzial für Verbesserung und existiert dort auch der Handlungsspielraum für Veränderung. Letzterer kann zum Beispiel eingeschränkt sein durch Gesetze wie in der Medizintechnik.

In Netzwerken denken

Der Netzwerkgedanke spielt bei Kreislauf-Innovationen eine Schlüsselrolle. Denn kein Unternehmen kann die Technologien, Prozesse und Kapazitäten allein entwickeln, um nachhaltige Circular Innovation umzusetzen. Auch die Beteiligung des öffentlichen Sektors ist bei großen Netzwerk-Projekten erforderlich.

Nur kollaborative Ansätze können echte Zirkularität erzeugen, die Ressourcen und auch Geld einsparen. Dabei werden Herstellungsprozesse so umgestellt, dass ein vermeintlicher Wertverlust – also ein Abfallprodukt – des einen Prozesses wieder als Input für einen anderen genutzt wird.
Industrie-Symbiosen wie im dänischen Kalundborg zeigen, wie es geht: Hier teilen sich rund ein Dutzend Unternehmen Dutzende von Ressourcen-Strömen. Von Abwärme und Abwasser bis zu chemischen Abfällen wie Alkohol aus der Biotechnologie oder Gips aus der Rauchgasentschwefelung werden diese „Verluste“ von den Partnern im Verbund als Rohstoff wiederverwendet (symbiosis.dk/en).
Auch Konsumgüter lassen sich zirkulär herstellen: So kann Bier anstatt aus Gerste aus Abfallprodukten der Brotindustrie gebraut werden. Ressourcen wie Wasser und Ackerland werden eingespart und Emissionen verringert (toastale.com).

MICHAEL Ich freue mich sehr zu sehen, wie sich der Arbeitskreis Innovation unter dem Dach von Life Science Nord entwickelt hat und welchen Impact wir gemeinsam erzeugen können. Als Arbeitskreisleiter und Innovator ist es mir eine Herzensangelegenheit, das Netzwerk mit Hilfe neuer Ansätze und Expertise aus der Praxis zu inspirieren.

Hier geht es zum Abschlussbericht „Wege zu Innovation und Resilienz“ mit weiteren interessanten Beiträgen u.a. von Prof.Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik oder Dirk Ploss, Senior Early Innovation Manager bei Beiersdorf.

The Mensch

Der Avatar von Indeed Innovation, wenn es weniger um unsere persönliche Meinung, als um unser Markenversprechen zu den Themenfeldern Design, Zukunft und Zirkularität geht oder mehrere Kollegen an diesem Artikel gearbeitet haben und wir nicht einem/einer den Vorzug geben wollen :-)

Wir freuen uns darauf, über die nächsten Schritte zu sprechen.

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