Wir als Designer beschäftigen uns täglich mit Innovationen und deshalb auch damit, wie und wo wir immer wieder neue Ideen finden. Wir lassen uns inspirieren von unserer Umwelt, den Menschen, den Gegebenheiten, der Natur.

Deshalb war Arbeit für uns noch nie die im ökonomischen Feld verbreitete simple Definition von Arbeitskraft multipliziert mit Arbeitszeit. Wir fassen Arbeit eher wie eine der zahlreichen anderen Definitionen auf: als zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit, als Prozess der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und dies eben nicht mehr zur unmittelbaren Existenzsicherung oder zum Selbsterhalt.

Wir wollen die Welt mit unseren Ideen, Produkten und Services ein bisschen besser, leichter und angenehmer machen. Die Idee von New Work ist deshalb auch für uns spannend, weil es eine Innovation ist, die in diesem Stadium den Menschen erklärt und nähergebracht werden und dessen Bedeutung, Notwendigkeit und Anwendungsmöglichkeiten erst noch aufgezeigt werden müssen, bevor sie von der Masse angenommen, umgesetzt und keine Innovation mehr ist.

Ein Kicker bringt kein New Work

New Work ist eines der kursierenden Buzzwords, das von jedem Unternehmen und jedem einzelnen Arbeitnehmer anders mit Inhalt gefüllt wird. Meist geht es ausschließlich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Doch Home-Office, flexible Arbeitszeiten, eine neue Führungskultur, ein Kicker oder Obstkorb sind bei weitem nicht der Kern von New Work. Deshalb lohnt es sich, einmal zurück zu den Anfängen dieser Bewegung zu gehen und von da die Entwicklungen einzuordnen.

Eine Sozialutopie aus den 80er-Jahren

Frithjof Bergmann, ein amerikanischer Philosoph, der im Jahr 1930 geboren wird, formuliert nachdem er selbst in diversen Gelegenheitsjobs gearbeitet, Philosophie studiert und an verschiedenen Universitäten in Amerika gelehrt hat, schließlich in den 1980er-Jahren seine Idee des New Work. Darin enthalten sind drei Hauptsäulen, die bis heute fast zu radikal wirken, als dass sie in ihrer Gänze Chancen auf eine Umsetzung hätten. Es geht ihm um Rückbau der Lohnarbeit, Förderung der Hightech-Selbstversorgung und das Verfolgen einer beruflichen Vision.

In den heutigen Diskussionen wird sich allerdings häufig ausschließlich auf den letzten Punkt konzentriert. Es werden Fragen nach menschenwürdiger, sinnvoller Arbeit und nach der optimalen Entwicklung arbeitsrelevanter Fähigkeiten gestellt. Gleichzeitig geht es darum, Organisationen modern aufzustellen, sich Gedanken zu machen, wie eine gerechte, effektive, maßvoll kapitalistische Arbeitsgesellschaft aussehen könnte und wie man all dies erreichen kann.

Es geht Bergmann also um viel mehr als um isolierte Maßnahmen, es geht ums Ganze. Der Mensch soll in der Arbeit neu gedacht werden. Es geht nicht darum, einen Job zu finden, der Spaß macht, weil Spaß beliebig ist. Es geht darum herauszufinden, wer man ist, was man wirklich, wirklich tun will und wie man leben möchte.

Aus drei Hauptsäulen werden fünf Prinzipien

Heute sehen wir uns mit den Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung konfrontiert. Die Wertschöpfungsketten ändern sich, genauso wie die Werte und Erwartungen von Mitarbeitern und Führungskräften. Gleichzeitig befinden sich auch die Märkte in einem Wandel, der Produktionszyklen verkürzt, komplexe Verhältnisse schafft, Planbarkeit unmöglich macht und ein neues Denken fordert. Markus Väth hat dies zum Anlass genommen Bergmanns Sozialutopie auf die Wirtschaft zu beziehen. Er konzentriert sich auf fünf Prinzipien, die sich im unternehmerischen Alltag widerspiegeln: Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und Soziale Verantwortung.

Er führt aus, dass man sich aktiv mit neuen Ideen und Themen auseinandersetzen muss. Dafür müssen neue Methoden der Zusammenarbeit, neue Architekturkonzepte, neue Führungsmodelle und Produktionsprozesse erprobt werden. Fehler machen ist dabei ausdrücklich erlaubt. Zudem soll Selbstorganisation und -regulation gefördert und der Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden.

Auch die Sinnfrage greift er auf: Mitarbeiter werden nach ihren Stärken und Bedürfnissen eingesetzt und gefördert. Fragen nach dem Sinn der Arbeit und der Wozu-Frage wird sich gestellt. Damit dringend notwendige Innovationen entstehen können, werden die kreativen Fähigkeiten der Mitarbeiter gezielt gefördert. Sie sollen voneinander lernen und sich so auch persönlich entwickeln. Sie sollen testen und verwerfen, sich selbst reflektieren und stets verbessern. Bei alldem soll die Umwelt mit ihren natürlichen Ressourcen und dem Schutz dieser nie aus den Augen verloren werden. Engagement in Gesellschaft, Wissenschaft, Technologie und Kultur auch außerhalb des Unternehmens werden gefördert.

Auf welche Art auch immer, jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden. Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Die Ursprünge und Ausführungen zeigen jedoch, dass es deutlich mehr ist als die Verbesserung bestimmter Arbeitsbedingungen. Und wir wissen und spüren es bereits deutlich: Die Innovation New Work muss vorangetrieben werden, weil es die alte Arbeitswelt aufgrund der neuen Ansprüche der Kunden und Mitarbeiter in dieser Form bald nicht mehr geben wird.

Quellen

https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/arbeit-31465

https://humanfy.de/new-work-charta

https://berlinvalley.com/inga-hoeltmann-new-work-interview/

https://www.tandemploy.com/de/blog/buzzword-oder-chance-new-work-in-unternehmen/

Markus Väth, Arbeit – Die schönste Nebensache der Welt. Wie New Work unsere Arbeitswelt revolutioniert. (Offenbach, 2016)

Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, Neue Kultur. (Freiburg 2004)

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