Natürlich gibt es in Las Vegas viel zu sehen und zu erleben. Und für Patric und mich war es ein Fest, den Jahresauftakt mit der CES zu begehen. Die größte Show zum Thema Tech-Trends, Consumer-Electronics und Konsum war die Reise wert.

Doch dieses Jahr war anders: Es war nicht nur die erste Show eines Jahrzehnts, das von den Leuten als entscheidend bezeichnet wird, sondern auch die erste Show, nachdem Greta die Worte „How dare you” gesprochen hat.

Neben all den großen Trends auf der CES 2020 möchte ich deshalb heute einen Blick auf die drei größten Trends, die ich auf der CES vermisst habe, werfen:

Technik für eine bessere Welt

Zu erwarten aber trotzdem betrüblich. Es gab keine Technologie, kein Produkt oder Konzept, die den Anstieg des Energieverbrauchs wirklich bremsten und dazu beitrugen, den Abfall systematisch zu reduzieren oder mit verbraucherorientierten Kreisläufen begannen. Ein Vortrag über die „integrating sustainability thinking into new product development” mit Technologiegiganten wie Google und Dell fungierte als Feigenblatt für die Organisatoren und bei der Auszeichnungskategorie „Tech für eine bessere Welt” schien das „besser” mehr Geld für eine investorengetriebene Gesellschaft zu bedeuten.

Klar, was habe ich erwartet? Es ist doch eine Verbrauchershow! Aber wäre die CES nicht eine großartige Plattform für gesellschaftsverändernde Innovationen?

Omnipräsenz

Mit dem HomeX-Plattform-Ansatz von Panasonic tauchten die Besucher in eine Zukunft ein, in der das Smart Home durch fortschrittliche Analyse- und Lernalgorithmen unterstützt, unsichtbar an alle menschlichen Bedürfnisse anpasst. Über personalisierte Umgebungskontrollen, die einen im ganzen Haus begleiten, könnten Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht je nach Stimmung angepasst werden. Das Smart Home „wüsste「, was man zum Abendessen bevorzugt, und liefert auch gleich alle Nährwertinformationen auf das Tischdisplay. Es ist faszinierend, denkt man an alle Dienste, die ein so allgegenwärtiges und -wissendes System bieten könnte – im Guten wie im Bösen.

Die Demonstration hat sich auf jeden Fall als eindrucksvoll erwiesen. Und in uns tiefergehende Fragen provoziert: Wie sehr müsste sich unser gemeinsames Verhalten ändern, um das Unsichtbare zu akzeptieren? Und wollen wir das?

Nahtloses Erlebnis

LG, Haier, Samsung, TCL, Bosch – you name it. Sie alle präsentierten Kücheninnovationen. Die meisten hatten riesige Displays auf ihren Geräten (nicht neu, aber sie werden immer größer), einige integrierte Roboterarme, die beim Kochen oder Spülen des Geschirrs helfen (Ernsthaft? Ich habe einen Geschirrspüler!). Andere hatten Kühlschränke mit eingebauten Kameras, die einem das Inventar auflisten, Empfehlungen geben, was zu Kochen ist oder fehlende Artikel direkt online bestellen. Keines dieser riesigen Unternehmen verfügte jedoch über ein funktionierendes Konzept für ein nahtloses und benutzerorientiertes Erlebnis. Die klassische Customer Journey brach immer an einer Stelle ab. Die intelligente In-Home-Bestandsverfolgung erstreckte sich zum Beispiel nur auf den Kühlschrank, personalisierte Inhalte/Rezepte waren in Echtzeit nur mit ausgewählten Geräten verknüpft, das lokale Supply-Chain-System für Lebensmittelgeschäfte könnte Überschussmeldungen an individuelle Haushalte weiterleiten, damit wir kaufen, was im (Über-)Angebot ist und so weniger Lebensmittel verschwenden. Viele weitere Funktionen, die einzeln erhältlich sind, wären denkbar. Aber weder eine Plattform noch ein Gerätehersteller hatten den Mut, verfügbare Optionen zu verknüpfen und so einen neuen Wert zu schaffen: „A seamless cooking experience”.

Unterm Strich ist die CES eine fulminante Show für Technologie und Kommerz nicht für Nachhaltigkeit oder Datenschutz (geschweige denn Diversity oder Gender Equality – auch wenn das Titelbild anderes vermuten lässt). Vielleicht ändert sich das im nächsten Jahrzehnt, aber eher nicht in 2020.‍

Photography courtesy oft he Consumer Technology Association (CTA)® . Credits to „CES®”.

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Karel Golta

Karel J. Golta

CEO + Founder

Karel, CEO und Gründer von INDEED, ist Schweizer, aber alles andere als neutral. Wenn er nicht gerade mit Kunden „the next big thing“ plant, kann man mit ihm kontrovers über den Wert von Design diskutieren.

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