Hi, Matthias!

Hi, Steffi.

Du hast dich beim Mittagessen verquatscht und erzählt, dass du Improvisationstheater machst. Wie hat das angefangen?

Ich habe 2011 in New York gelebt. Im UCB habe ich zum ersten Mal Improvisationstheater live gesehen. In der Konsumentenrolle habe ich gelacht, mitgelitten und mich hervorragend unterhalten gefühlt. Eine inspirierende Kunstform, die mich unglaublich begeistert hat.
Erst Jahre später erzählte mir eine Bekannte von einem Impro-Theater-Kurs, der wohl nichts für sie war. Aber sie meinte: „Dir wird das bestimmt gefallen.“ Und recht hatte sie. Ich hatte vorher nie darüber nachgedacht, dass man Improvisation lernen kann und habe ohne große Erwartungen den ersten Kurs gemacht.

Bei dem Schnupperkurs ist es aber nicht geblieben…

Ganz und gar nicht. Schon beim ersten Kurs habe ich festgestellt, dass die Bausteine und Prozesse der Improvisation viele Parallelen zu dem anderen kreativen Kram haben, den ich sonst gerne mache: Malerei, Design und nun ja meiner Arbeit.
Was unterscheidet Impro von anderen kreativen Ausdrucksformen?
Wenn ich ein Bild male, ist das da. Wenn ich ein Modell in CAD anlege, ist das auch irgendwie da. Doch auf der Bühne ist der kreative Output nur im Moment. Es gibt keine Reproduktion, kein ‚ich mache es morgen besser‘ oder hier und da noch etwas Feinschliff. Es heißt, entweder jetzt oder nie.

Setzt einen das nicht total unter Druck?

Ja und nein. Eher nein. Es ist vielmehr eine positive Anspannung. Man ist ganz im Moment; was gestern war und morgen sein wird, ist egal. Man reagiert auf Impulse der Mitspieler, auf die Vorgabe des Publikums und macht das Beste daraus.

Du bist also die geborene Rampensau?

Ähm, nein. Ehrlich gesagt, habe ich eher Lampenfieber und sehr großen Respekt vor der Bühne. Dabei spreche ich total gern mit und vor Leuten, begeistere sie für meine Themen/Designs und habe wirklich Freude daran, wenn sie mitgehen – aber im tiefsten Inneren fühle ich mich manchmal unwohl. Impro-Theater hat mich gelehrt lockerer mit Auditorien im Allgemeinen und der Bühnensituation im Besonderen umzugehen.

Okay, bei einer Präsentation stehst du alleine auf der ‚Bühne‘, beim Theater gibt es aber Mitspieler. Wie funktioniert das Zusammenspiel?

Zentral sind drei Regeln: „Ja, und…“, „Im Moment sein“ und „Mut zu Fehlern“.

„Ja, und…“ bezieht sich darauf, dass man nicht abblockt, sondern aktiv die Impulse von Außen aufgreift und kreativ weiterverarbeitet. Das sieht zum Beispiel so aus:

A: Ich bin Experte für Franzbrötchen.

B: Ja genau, und weil du Experte für Franzbrötchen bist, kennst du dich auch gut mit Zimt und Zucker aus.

A: Ja genau und weil ich mich mit Zimt und Zucker so gut auskenne, habe ich auch eine dezidierte Meinung zu Milchreis.

B: Ja, und da liegt es auf der Hand, dass … (und immer so weiter)

Die zweite Regel „Sei im Moment“ habe ich eben schon angeschnitten. Man ist präsent, aufmerksam und aufgeschlossen. Gepaart mit „Mut zu Fehlern“, der dritten Regel, ist man bereit für Improvisation.
Wir sagen auch „Scheiter heiter“. Das heißt nichts anderes, als den inneren Zensor auszuschalten. Der erste Gedanke, der dir in den Kopf kommt, ist der richtige, raus damit. Das ist dann manchmal auch unfreiwillig komisch. Aber davon lebt das Theater.
Trau dich zu scheitern, ist auch das beste Credo, wenn man wie ich mit Lampenfieber ringt.

Wie bereitest du dich vor. Trainiert man Impro wie Malen oder Skifahren?

Wir bereiten uns vor. Ich bin Mitglied eines Ensembles von acht Leuten: Meet the Monsters. Neben Status-, Charakterübungen usw. trainieren wir unsere Körpersprache und verschiedene Theatertechniken, um ein Gefühl füreinander zu bekommen. Aufmerksamkeits- und Assoziationstraining gehören ebenso dazu wie Memotechniken, damit man bei komplexen Handlungen nicht den Faden verliert.
Am wichtigsten ist es aber, den inneren Zensor auszuschalten und gleichzeitig empathisch zu sein.

Wieviel von dir persönlich sieht man denn auf der Bühne?

Am Anfang erschreckend viel eigene Persönlichkeit. Auf jeden Fall empfand ich das so. Besonders Emotionen lassen sich leichter transportieren, wenn die Gefühle auf eigenen Erfahrungen basieren. Manchmal habe ich mich gefragt, was zeige ich da eigentlich alles von mir. Aber letztendlich spielt man einen Charakter – wie jeder Schauspieler auch – und den befeuert man mit allem, was man hat.

Bringt dir Impro etwas für die tägliche Arbeit bei INDEED?

Die Impro-Regeln kann man eins zu eins auf Ideation und Co-Creation anwenden: Erkenne die Ideen anderer an, baue konstruktiv auf ihnen auf, statt sie zu bewerten, traue dich Fehler zu machen und lasse dich nicht von Hierarchien abschrecken. Nur so kommen auch unkonventionelle und visionäre Ideen zur Geltung. Für mich ist Improvisation eine unglaubliche Bereicherung.
Allerdings geht es bei der Improvisation nun mal nicht um wirkliche Inhalte. Im Business müssen schon Inhalte kommen. Aber das Grundgefühl „Die Bühne ist der sicherste Ort der Welt“ hilft souveräner zu sein. Und man lernt eine Situation so anzunehmen, wie sie ist.
Nur mit dem Impulsen nachgeben und ungefiltert aussprechen, sollte man sich außerhalb der Bühne doch etwas zurückhalten. Aber auch hier gilt dann und wann: Lieber einen Freund verprellt als eine Pointe versaut.

Da bin ich ganz bei dir! Wenn man dich jetzt also mal nicht im Büro sondern auf der Bühne sehen will, wo muss man dann hin?

Man hätte uns, Meet the Monster, im letzten halben Jahr regelmäßig Im Grünen Jäger sehen können. Aber das Engagement ist vorbei. Unser nächster Termin ist am 08.06.2019, die Improshow im KommDu Café, Hamburg
Und natürlich aktualisieren wir regelmäßig unsere Facebook-Seite https://www.facebook.com/improvmonsters.

Dir ist schon klar, dass unter Umständen nun halb INDEED bei deinem Auftritt sein wird?

Ähm, ja – … ich bekomme jetzt schon schwitzige Hände.

Gnihi, Danke für das Gespräch und deine Zeit!

Gerne.

INFO

Wer jetzt selber Lust auf Improvisationstheater hat und auf einen ersten Schnupperkurs in Englisch oder Deutsch, der ist mit Livingroom Improv gut beraten. Mehr Infos gibt es unter: https://livingroomimprov.weebly.com/

Header von Sheri Silver. Alle weiteren Bilder zur Verfügung gestellt von “Meet the Monsters” und „Livingroom Improv“.

Stefanie Wibbeke

Stefanie Wibbeke

Marketing & Communications

Stefanie leitet unser Kommunikations- und Content-Team. Als Wahlhamburgerin glaubt sie an Multi-Channel-Experiences und Häkeln.

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