Wenn ihr mit spekulativem Design nicht vertraut seid, lest bitte diesen Artikel, bevor ihr mit Die.Up beginnt. 

Der Rahmen 

Was ist, wenn die Menschen nichts besitzen wollen, was sie nicht häufig benutzen? Was ist, wenn sich der moralische Kompass der Gesellschaft in Richtung radikaler Circular Economy verschiebt und Eigentum obsolet wird? Was ist, wenn ihr in einer Welt aufwachst, in der jeder Gegenstand ein Verfallsdatum hat? 

Das Szenario

Das Jahr 2050: Radikale zirkuläre Systeme sind der Stand der Dinge. Mit einem Kreditsystem leihen wir Produkte von Anbietern für eine bestimmte Zeit aus, bis sie “Die.Up” oder an einen anderen Verbraucher zur Wiederverwendung gehen. “Die.Up” beschreibt den Prozess eines jeden Produkts, das nie vollständig in Besitz genommen wird, sondern Teil eines größeren Kreislaufs der Ressourcen-Nutzung ist.  

Während sich Unternehmen heutzutage auf die User Experience des Käufers und des Besitzers konzentrieren, beleuchtet dieses Szenario das Ende des Produktlebenszyklus – die Entsorgung der Aufbewahrungs- oder Abfallkomponenten. Dieses Szenario stellt die Frage: Wie genau wollen wir den Prozess der Rücknahme eines Produkts gestalten? Nicht so sehr aus technologischer Sicht, sondern aus einer sehr humanen Sicht. Was bedeutet es, wenn ich meine Couch nach 2 Jahren guter Nutzung “begraben” muss? Welche Opfer müssten die Menschen in einer Zukunft bringen, in der die Circular Economy die Welt beherrscht? Welche Art von emotionaler und verhaltensbasierter Veränderung muss ich als Produktdesigner im Auge behalten und wie kann ich die Menschen dabei unterstützen? 

Dieser Speculative Design Case besteht aus einer Website, verschiedenen Grafiken/Renderings/Animationen und drei fiktiven Personas, die durch audiovisuelle Inhalte dargestellt werden. 

Abschied von unserem Besitz

Stellt euch eine Welt vor, in der die Nutzung den Besitz übertrumpft, in der ihr jeden Gegenstand liebt und benutzt, ihn aber nicht besitzt. Unser erstes Video zeigt, wie die virtuelle Nutzungsuhr in Richtung “Die.Up” tickt. Das geplante Verfallsdatum ist inhärent und stellt die Beziehung zwischen Nutzer und Produkt sowie zwischen Hersteller und Kunde in Frage. 

Die Verbundenheit mit dem irdischen Besitz wird in einer radikalen Zirkularität in Frage gestellt. Wir müssen uns emotional auf das “Die.Up” unserer Alltagsgegenstände vorbereiten. Werden uns also die phygitalen Werkzeuge helfen, unsere Einstellung zu den Gegenständen zu ändern und unser Verhalten zu ändern? 
Wie würdet ihr euch fühlen, wenn die Zeitschaltuhr eures Stuhls oder eurer Büchersammlung abläuft? 

Ich will es nicht gehen lassen!

Als unseren Kollegen das “Die.Up”-Design vorgestellt wurde, war ihre erste Reaktion: “Ich will es nicht gehen lassen!” Sie zeigten sofortige Stressreaktionen sowie den Drang, die Zeit der Gegenstände zu verlängern. Obwohl wir alle die Prinzipien des nachhaltigen Designs verinnerlicht haben und alltägliche Gegenstände recyceln und wiederverwenden, kann die Gewöhnung an zirkuläre Ideen die emotionale Zuneigung zu den Dingen, die man besitzt, nicht (so einfach) überwinden.  

Während die Diskussion um Besitz und dem vermeintlichen Gegenteil, der Entbehrung, hin und her pendelte, wurde uns im Team klar, dass radikale Zirkularität nicht nur eine rationale, sondern auch eine emotionale Angelegenheit ist. Oder sogar darüber hinaus: Zirkularität hat eine psychologische Dimension. 
Aus der Psychologie wissen wir, dass “Besitz” mit Wirksamkeit, Selbstidentität und Zugehörigkeit einhergeht. Aber wie können wir diese in einer zirkulären Welt ansprechen? Wie kann das Design die Menschen dazu bringen, Gegenstände mit einem Verfallsdatum nicht als Mangel zu empfinden? Wie können wir die emotionale Herausforderung der Enteignung lösen?  

Die Antworten haben wir noch nicht, aber wir freuen uns, mit euch am 6. April 2022 in Hamburg gemeinsam mit unseren Freunden von designxport und Professor Dr. Anke Haarmann über mögliche Lösungen zu diskutieren. Weitere Informationen zur Veranstaltung folgen in Kürze! 

Wir freuen uns darauf, über die nächsten Schritte zu sprechen.

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