Am 29. Oktober, dem Tag, an dem das Internet seinen 50. Geburtstag feierte, standen die Entwicklung des Internets und dessen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen im Fokus. Auf der Jubiläumskonferenz “Designing Digital Transformation” gab es neben einem Rückblick und einer hochkarätigen Runde zu Digitalethik und Society auch einen Ausblick auf die nächsten 50 Jahre: Mind Clouds, Skill Downloads, Bildungstabletten, autonome Unternehmen mit einer KI als Geschäftsführung? Oder gar eine KI-Kanzlerin? Was wird kommen?

Gatekeeping & Robot Journalism

Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind Journalismus und Medien, allen voran Print. Aber hierzu wurde bereits mehr als genug gesagt und geschrieben. Dr. Matthias Döpfner, CEO Axel Springer, machte mit wenigen Zahlen in Potsdam deutlich, wie groß das Problem der „Gatekeeper“-Funktion von sozialen Medien, mittlerweile ist:

43% der Facebook-User nutzen diese Plattform als vorrangige oder alleinige Quelle von Nachrichten und geben deshalb in Umfragen auch an, dass eine Information von Facebook stammt. Sie interessieren sich nicht mehr für die journalistische Quelle hinter der Nachricht – ob nun die New York Times oder Breitbart, egal.

Gut wäre, wenn man zu einem Beitrag wenigstens noch eine Quelle ausmachen könnte. Hier lauert nämlich das zweite Problem: Viele meinungsbildenden Beiträge stammen von einem der 700 Mio. (!) „unidentified accounts“. Döpfner verglich diese mit vermummten Demonstranten und forderte politische sowie technische Lösungen.

Eine ganz andere Entwicklung, die bei Axel Springer durchaus positiv gesehen wird, ist Robot Journalism. Warum nicht die laufende Berichterstattung über Zwischenergebnisse an Wahlabenden oder auch der Verlauf eines Fußballspiels einem machine learning tool überlassen und den humanen Journalisten den Schlusskommentar überlassen…

Ethics by Design

Der Faktor Gatekeeping ist auch in den gerade der Bundesregierung übergebenen Gutachten der Datenethik-Kommission zu finden. Prof. Dr. Christiane Woopen, u.a. Vorsitzende des Europäischen Ethikrates (EGE) stellte die darin formulierten sieben Grundsätze für eine digitale Welt vor:

1. Die Würde des Menschen

…verbietet etwa die digitale Totalvermessung des Individuums ebenso wie seine Herabwürdigung durch Täuschung, Manipulation oder Ausgrenzung.

2. Selbstbestimmung

Die Selbstbestimmung ist elementarer Ausdruck von Freiheit und schließt die informationelle Selbstbestimmung mit ein. Diesem Grundsatz widerspricht jedes Gatekeeping.

3. Privatheit

Das Recht auf Privatheit dient der Wahrung der Freiheit und der Integrität der persönlichen Identität. Sie kann durch umfassende Erhebung und Auswertung von Daten bis hin in die intimsten Bereiche bedroht sein.

„Daten bilden die Wirklichkeit nicht nur ab, sie erschaffen auch eine neue“ (Prof. Chr. Woopen)

4. Sicherheit

Sicherheit zu gewährleisten stellt hohe Anforderungen beispielsweise in der Mensch-Maschine-Interaktion oder bezüglich der Resilienz von Systemen gegenüber Angriffen und missbräuchlicher Verwendung.

5. Demokratie

Digitale Technologien sind systemrelevant für die Entfaltung der Demokratie. Sie ermöglichen neue Formen der politischen Beteiligung, können aber auch Gefahren im Hinblick auf Manipulation und Radikalisierung mit sich bringen.

6. Gerechtigkeit und Solidarität

Digitalisierung sollte gesellschaftliche Teilhabe unterstützen und damit den sozialen Zusammenhalt fördern.

7. Nachhaltigkeit

Digitale Technologien sollten dazu beitragen, ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeitsziele zu verwirklichen.

Frage: Wie kann KI nachhaltig sein, wenn ein einzelner Prozess so viel Energie benötigt wie fünf Personenfahrzeuge während ihres gesamten Lebenszykluses?

Das Gutachten mit allen Details findet sich hier.

Digitalisierung als Value to Humanity

Digitale Ökonomie lässt mehr Menschen am globalen Wirtschaftssystem teilnehmen als bisher. Mobile Banking zum Beispiel ermöglicht mehr Menschen Zugang zu Finanzprodukten, auch wenn sie bislang keine Chance auf ein Konto hatten. Diese neuen Zielgruppen hat Dr. Frank Keller, VP Global Sales Strategy, Operations & Transformation im Visier.

Soumya Swaminathan, die als Generaldirektorin alle Programme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verantwortet, priorisiert seit ihrem Amtsantritt die Nutzung digitaler Technologien für die Gesundheitsfürsorge. Sie schilderte sehr anschaulich am Beispiel der Ebola-Pandemie 2014, wie wichtig die weltweile Zugang zu Daten ist:

„Jetzt, da Menschen in den entlegensten Gegenden der Welt Mobiltelefone haben, können wir mit dem virtuellen Kontakt zwischen Patienten und Ärzten in eine Ära des schnellen Informationsflusses eintauchen. Gesundheitsanwendungen auf der Grundlage künstlicher Intelligenz nehmen rasch zu, und es besteht Bedarf an einem Rahmen für die Regulierung, Validierung und Präqualifizierung – ähnlich wie bei der Regulierung von Arzneimitteln, Medizinprodukten und Impfstoffen.“

Und was ist “the next BIG THING”?

Auf diese Frage antwortete Warren East, CEO Rolls Royce:

“Machine Learning und KI bieten noch so viel Potenzial, das wir noch nutzen können und sollten. Wichtige Hürden wie Sicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz sind zu nehmen.“

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