Vor 20 Jahren sollte alles „real“ oder authentisch sein. „Keeping it real“ meinte vielleicht mal, bleib auf dem Boden und spiel dich nicht so auf. Aber die neue, ungeschönte Authentizität hatte auch ihre Tücken. Wer authentisch aussprach, was ihm gerade durch den Kopf ging, eckte an, verletzte oder beleidigte (versehentlich bis absichtlich). Und seien wir ehrlich, niemand will die ungefilterte Wahrheit oder die widersprüchliche Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit in jedem Kontext erleben (müssen).

Politische Korrektheit war da quasi eine willkommene Gegenbewegung. Die Menschen achteten wieder mehr darauf, was und wie sie etwas sagten. Das ist durchaus begrüßenswert und hat uns auf viele Missstände aufmerksam gemacht, die vorher unzureichend hinterfragt wurden. Doch übertrieben verkam Political Correctness zu einem umständlichen Tanz um den heißen Brei, um die unangenehme Wahrheit, die niemand hören will, egal wie elegant man sie in Worte kleidet.

Darüberhinaus ließen sich beide Strömungen schwer vereinbaren. Oder wieviele Menschen kennt Ihr, die absolut authentisch und bis auf die Knochen politisch korrekt sind? Eben. Irgendwo hat doch jeder eine – sei es auch noch so kleine – faschistische, rassistische, sexistische oder anderweitig diskriminierende Faser im Leib. Political Correctness fühlte sich deshalb manchmal wie ein Korsett an, während befreiende Authentizität nicht per se überall gut ankam und Vorurteile zementierte, die wir überwunden glaubten.

„Achtsamkeit“ – ein neuer schicker Imperativ der jüngeren Zeit – half uns das zu erkennen/erkennen zu können. Wir treten aus Situationen heraus, hinterfragen sie, reflektieren uns und andere, entstauben das Sender-Empfänger-Modell und werden mit der Zeit immer besser darin, Zusammenhänge zu durchschauen sowie Teufelskreise zu durchbrechen. Und im kapitalistischen System kann es durchaus lebensverändernd sein, wenn man die vermeintliche Karriereleiter als Hamsterrad entlarvt und zum Beispiel der Familie mehr Raum gibt. Auch der Planet wird es uns danken, wenn wir achtsamer mit ihm umgehen. Doch diese romantische Blase droht nun mit der Forderung nach „Boldness“ zu platzen.

„Bold“ fragt nicht danach, wie andere sich dabei fühlen – es geht um’s Gewinnen. Nicht um den kleinen Sieg sondern um die Vernichtung des Endgegners.

Tony Gaskins, ein Motivationstrainer, formulierte: „The doors will be opened to those who are bold enough to knock“. Ist Bold, der Mut, die Tapferkeit, das Sich-Trauen, also das „Schacka, du schaffst das“ 2021?

Ja und nein. Es geht, um das Zutrauen und Vertrauen in die eigene Stärke, um das Antreten zum Wettkampf mit Siegerwillen. Es geht auch, um das Ablegen vornehmer Zurückhaltung, wenn man etwas erreichen will. Und schauen wir uns die aktuellen Probleme auf der Welt an: Corona, Klimaerwärmung, Armut. Die Zeit zum Abwägen oder Aussitzen ist abgelaufen. Es müssen mutige Entscheidungen getroffen werden, die nicht allen gefallen und vielen Unannehmlichkeiten bescheren werden. Aber wenn wir zaghaft sind, werden die Krisen und Katastrophen über uns entscheiden.

Die Forderung nach mehr „Boldness“ – auch im Design – ist also mehr als verständlich. Doch pervertieren wir die Forderung nicht. Umsicht und Besonnenheit schließt „Being Bold“ nicht aus. Außer wir lassen dies zu.

Bold ist unverwechselbar nicht ausgrenzend, entschieden nicht kopflos, beherzt und nicht verzagt. „Bold“ hat Potential, das Beste aus den drei oben vorgestellten Forderungen zu machen.

Wenn Ihr also im nächsten Meeting gefragt werdet, ob etwas „bold genug ist“ – geht in Euch, sucht in der vorgelegten Arbeit nach dem unabdingbaren Siegeswillen und verabschiedet euch davon, auf Nummer sicher zu spielen. Eventuell müsst Ihr zurück ans Reißbrett, aber ein kühnes, mutiges (nicht unüberlegtes) Konzept gewinnt die Herzen und Köpfe viel leichter als ein halbgarer Entwurf.

Oder wie Captain T. Kirk es in unserem Fall sagen würde:

„Design: the final frontier. These are the voyages of INDEED Innovation. Its ten-year mission: to explore circular ecosystem innovations. To seek out new measures and new partners. To boldly go where no man has gone before!

(original: „Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. Its five-year mission: to explore strange new worlds. To seek out new life and new civilizations. To boldly go where no man has gone before!“)

Stefanie Wibbeke

Stefanie Wibbeke

Marketing & Communications

Stefanie leitet unser Kommunikations- und Content-Team. Als Wahlhamburgerin glaubt sie an Multi-Channel-Experiences und Häkeln.

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