Bei uns geht’s eigentlich täglich um Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Und genauso häufig geht es darum, wie wir den User, also den Menschen, in den Mittelpunkt unserer Innovationsentwicklungen stellen. Also nicht um das eine ODER das andere, sondern um das Zusammenspiel!

Wenn es um die Zukunft geht, begegnen wir meistens zwei gegenläufigen Meinungen: Die einen feiern KI und Deep Learning als einen Schritt in eine bessere Welt. Sie finden es richtig, dass der Mensch weniger wichtig wird und Systeme mehr und mehr übernehmen können.

Die anderen sehen die Menschheit und das, was ihr zu eigen ist, durch KI in Gefahr und wollen um jeden Preis das schützen, was ist. Kunst und Kultur zum Beispiel sind Kernaspekte, die den Menschen ausmachen und dürfen keinesfalls an künstliche Intelligenzen abgegeben werden.

Unser Kollege Heiko Tullney war zu diesem Thema zu Besuch an der FH Münster. Das der Universität angeschlossene GUD Institut für Gesellschaft und Digitales hatte zum Dialog geladen und wir fanden, das passt. Denn das Team der GUD beschäftigt sich mit der Lösung aktueller gesellschaftlicher Fragestellungen hinsichtlich der Digitalisierung und den damit verbundenen sozial-politischen Herausforderungen unserer Zeit. In diesem Falle also:

Welche Bedeutung hat der Mensch im digitalen Zeitalter? Wo ist sein Platz innerhalb von Digitalisierung, KI, VR und IoT? Und was kann Design dazu beitragen, die Menschlichkeit zu bewahren? Heiko hat sich mit den Aspekten eingehend beschäftigt und stellt sich dem Thema:

AC/DC = Arts’n’Culture vs. Deep Computing?

Keine Frage, die Künstliche Intelligenz nimmt jetzt schon Einfluss in viele Bereiche. Auch in die Kultur: So gibt es durchaus schon Systeme, die zum Beispiel aus einer Bach-Symphonie neue Stücke komponieren und einspielen können, ohne dass Experten dies feststellen konnten. Und auch in der Malerei begegnet uns Ähnliches. Die Künstliche Intelligenz sozusagen als Muse für die Kunst?

Egal wie weitreichend KI in unser Leben eingreifen kann und darf – es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den Möglichkeiten des Menschen: Nämlich die Idee, die hinter allem Tun, jeder Entwicklung und jeder Aktion steckt. Also der Sinn und Zweck, die Motivation und die Intention.

Nur der Mensch kann jedem Tun einen Sinn verleihen. Wird etwas Neues entwickelt, kann er bestimmen, wofür es genutzt werden soll. Er kann eine bestimmte Motivation dahinter setzen und er hat eine Intention, warum etwas geschaffen wird. Der Mensch hat eine Idee und kann diese gestalten.

Und hier greift bereits Design ein, denn ‚Design’ meint eben nicht nur ‚Form ausgestalten’ sondern ebenso ‚bestimmen’ und ‚definieren’. Während KI sich um die Effizienz der Innovation kümmert, gestaltet Design die Idee für den Menschen aus, kann Effekte setzen und für den Spaß neben der Pflicht sorgen. Der Mensch kann also durch Design alles, was eine künstliche Intelligenz erzeugt, menschlich machen.
 

 
Und gleichzeitig können wir uns KI-Systeme perfekt zunutze machen. In Design-Thinking-Prozessen ist dieses Zusammenspiel ideal:

In Phase 1 und 2 (Identify + Explore) geht es darum, Daten zu sammeln und zu analysieren – eine perfekte Aufgabe für KI, die diese schneller und umfassender ausführen kann.
In der 3. Phase (Ideate) geht es um die Idee – der Mensch bringt Sinn, Motivation und Intention in die Entwicklung. In Phase 4 und 5 (Create + Deliver) hilft wiederum KI: Es geht um das Optimieren der Idee und um die Umsetzung. Bei allem, was schnell und solide passieren muss, unterstützt das System.
 

Aber: Auch da, wo KI vieles besser erledigen kann als der Mensch alleine, müssen wir unsere uns eigenen Fähigkeiten einbringen. Denn nur wir sind in der Lage über eine reine Produktentwicklung hinauszusehen und dem Menschen viel mehr den Service dahinter zu bieten. Im Gegensatz zu einem System können wir als Designer aus den identifizierten Daten zusätzlich deuten und erkennen, was das Bedürfnis dahinter tatsächlich ist – indem wir unsere Empathie einbringen.

Wir können Untersuchungsergebnisse in Co-Creation-Teams diskutieren und neu denken. Wir können nicht nur Varianten anbieten, wie es ein System tut, sondern wir können Alternativen bilden. So würde zum Beispiel eine KI die Aufgabe ‚Wie kann eine Decke besser gestrichen werden?’ mit einer längeren Leiter und einem besseren Farbsystem lösen. Wir als Designer hinterfragen aber das Bedürfnis als solches und denken zusätzlich ganz andere Wege. Denn das eigentliche Bedürfnis des Menschen ist nicht eine gestrichene Decke sondern „ein frisches, sauberes zu Hause“ oder „eine besonders repräsentative Lebensart“. Hieraus lassen sich zum Beispiel Services ableiten, ohne die Hardware selbst zu verändern oder zu optimieren.

Was das bedeutet, liegt klar auf der Hand: Es kann nicht um Arts’n’Culture VERSUS Deep Computing gehen. Sondern beides muss sinnstiftend verknüpft werden. Überließen wir alleine Computern die Datenanalyse, nähmen sie uns das (Nach-)denken ab, die Ergebnisse sind nicht zwingend „menschlich“. Wir als Menschen, und insbesondere wir Designer, müssen die Verantwortung selber übernehmen. Wir sollten die Entstehung und Ausführung unserer Ideen begleiten – Roboter führen besser aus, für die menschlichen Aspekte sind wir selbst verantwortlich.

Es gilt also, zusammen mit KI und Robotik in die Zukunft zu schauen, mit dem Ziel, mehr aus unseren menschlichen Möglichkeiten zu machen.

Heiko Tullney Profile image

Heiko Tullney

Strategic Design

Heiko ist kreativer Mentor, Vermittler zwischen Kunde und Team und Musiker. Er leitet und befördert den Kreativitätsprozess sowie die Umsetzung verschiedener Produkte, Dienstleistungen und User Experiences.

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